Viva Salis Altaussee

Das Salzkammergut hat eine lange Tradition als gehobene Reisedestination mit Schwerpunkt auf Kur- und Gesundheitstourismus. Eines der jüngsten Projekte in der alpinen Region ist das Spa- und Wellnesshotel Viva Salis am Ufer des Altausseer Sees, für das Ernst Giselbrecht eine Architektur entwarf, die an die Tradition anknüpft ohne dabei ihre eigene Zeit zu verleugnen. Der L-förmige Baukörper entwickelt sich zwischen zwei Bestandsgebäuden - Sommervillen in der traditionellen Bauweise der Region - die in das Funktionsprogramm integriert werden. Die bestehende Kubatur der beiden Altbauten, ihre Orientierung und ihre Materialität aufnehmend gelingt es Giselbrecht, das beachtliche Volumen des Projekts sensibel in die Parklandschaft einzufügen.

Das Erdgeschoß mit Hotelfoyer, Fitness- und Gesundheitsbereichen zeigt, der historischen Bauweise folgend, massives Mauerwerk, während die zwei Obergeschoße sowie das Dachgeschoß in Holzbauweise ausgeführt werden. Den Zimmern und Suiten in den zwei Obergeschoßen sind als zeitgenössische Entsprechung des traditionellen „Brückel” Veranden vorgelagert, die bei Bedarf mit Glas geschlossen werden können. Im Dachgeschoß befindet sich das Restaurant, dessen Speisesäle durch fokussierte Blicke auf die drei wichtigsten Berge der Region - Dachstein, Loser und Trisselwand - bestimmt werden. Sie zeichnen sich im Dach als raumhohe Giebel-Gauben mit einer vollverglasten Front ab, die markant in Richtung der drei Berge aus dem Satteldach herausragen. Ergänzt wird das oberste Geschoß durch einen großen Saal und eine Sonnen- und Schneeterrasse.

Das Hauptgebäude ist mit den beiden Altbauten, die exklusive Suiten beherbergen, über verglaste Gänge im Erd- bzw. ersten Obergeschoß verbunden, während das oberste Geschoß respektvoll zurückspringt. Außerdem dockt, zwischen Bäumen eingebettet, ein flacher Baukörper an, der den Spa- und Saunabereich beherbergt. Um die Atmosphäre der Parkanlage am See für Gäste und die Spaziergänger auf der öffentlichen Seepromenade nicht zu beeinträchtigen, werden Anlieferung und Parken unter die Erde verlegt und über eine Garageneinfahrt an der Grundstücksgrenze erschlossen.

Der Entwurf skizziert eine Strategie regionalistischer Architektur, die nicht auf aufgeblasene Hüttenimitationen in Lederhosenoptik zurückgreift, sondern vielmehr versucht, zeitgenössisch interpretierte Tradition behutsam in den Kontext einzufügen.

DI Martin Grabner