(Erläuterungstext Wettbewerb)

GESTALTUNGSQUALITÄT:
Die Mobilität ist eine der großen Errungenschaften unserer Zeit. Die Autobahnen sind ein wichtiger Träger dieser Mobilität und somit auch im Interessensbereich vieler Menschen. Aus diesem Grund ist die Gestaltungsqualität ein immer wichtigerer Faktor - nicht nur im Sinne der Ansehnlichkeit, sondern auch der Sicherheit. Auch ist die Gestaltungsqualität ein Zeichen der Identität des Landes und Ausdruck der Wertschätzung, welche die ASFiNAG den Nutzern entgegenbringt.

Gerade die Tunnelportale entsprachen in der Vergangenheit in der Gestaltungsqualität nicht den großartigen technischen Meisterleistungen, welche die Tunnel darstellen. In Zukunft sollen sie signifikante "landmarks" sein, welche nicht nur Baukultur, sondern im dynamischen Erleben den Kulturraum Autobahn sichtbar machen, da sie über die neuen Kommunikationstechniken alle möglichen Informationen zugänglich machen. So wird die Autobahnfahrt für die Mitreisenden zu einem spannenden Erlebnis.

Im vorliegenden Beitrag sollen die Tunnelportale in schlichter technischer Eleganz ausgeführt werden - ergänzt durch weit sichtbare dominante Skulpturen, welche sich signifikant in den Naturraum einfügen und die bestehenden Lüftungsbauwerke in den Hintergrund setzen. Die Besonderheit dieser "Schildmauern" ist, dass sie aus den verschiedenen Gesteinsarten des Tunnelvortriebs bestehen und somit ein Denkmal für die Leistung der ASFiNAG und besonders der Bergleute darstellen, welche den Tunnel realisiert haben.

Die Ausformung ist ein Mosaik als QR-Code (Quick-Reponse-Code), welcher mit einem Smartphone oder einem IPad abgerufen werden kann und direkt auf die Homepage der ASFiNAG führt. Auf dieser wird eine eigene Webseite eingerichtet, in welcher die Architektur sowie die bautechnischen Sonderleistungen erklärt werden. Auch soll auf den Landschaftsraum eingegangen werden, der gerade "unterfahren" wird. Die kulturellen und wirtschaftlichen Highlights, aber auch Besonderheiten der Landschaft werden den Reisenden zugänglich gemacht. Die Entwicklung dieser Infoschiene auf der Asfinag-Homepage ist ein entscheidender Part und dient nicht nur diesem Projekt, sondern kann zu einem eigenen Thema werden, welches die Asfinag zu einem wichtigen Kulturträger österreichs macht.

FUNKTIONALITÄT:
Die Berücksichtigung der Erfordernisse der Verkehrssicherheit und des Betriebes werden, wie in den Vorprojekten ausgeführt, übernommen. Für die detaillierte Ausformung der Leitschienen, Anprallschutz etc. wird in der Detailplanung zusammen mit den Fachplanern das Therma nochmals diskutiert und allenfalls überarbeitet. Die seitlichen "Lichtleitwände" öffnen sich nach außen ähnlich einer Kamerablende und ermöglichen so einen sanften übergang von Kunst- zu Tageslicht. Damit wird der bekannte Stroboskopeffekt, der durch den Schattenwurf von Säulen entsteht, vermieden und dem Auge ermöglicht, sich sanft an die Helligkeit bzw. Dunkelheit anzupassen. Dies führt zu einer Verbesserung der Verkehrssicherheit und einem neuen Erlebnis bei der Passage der Tunnelgalerie.

Die Tragwerkskonzeption erfolgte unter besonderer Berücksichtigung der Durchführbarkeit bei Aufrechterhaltung des Verkehrs in jeweils einer Tunnelröhre. Folgende wesentliche Tragwerkselemente ergeben sich aus dem vorliegenden architektonischen Entwurf: Trogförmige überbauung im Vorportalbereich Tragkonstruktion für die weithin sichtbaren "Schildmauern" mit QR-Codes Lüftungstrennwände

Aus erhaltungstechnischen Gründen wurde eine möglichst einfache und nachhaltige Konstruktion mit einer geringen Anzahl an Ausführungs-Gewerken angestrebt. Hierfür erscheint ein STB-Tragwerk (kombinierte Fertigteil-/Ortbetonlösung) aus hochwertigem Beton am geeignetsten. Vorgefertigte Elemente bieten hierbei den Vorteil der kurzen Montagezeit und der hohen Qualität der Sichtflächen. Ergänzend zur Wahl der entsprechenden Betonrezeptur wird zudem der Einsatz von monofilierten Polypropylenfasern zur Vermeidung von Schwindrissen als statisch nicht berücksichtigte Sekundärbewehrung empfohlen.

Im Zuge der Herstellung ist folgender Ablauf vorgesehen: Errichtung des horizontalen Schenkels des Trogs als Fundamentplatte in Ortbetonbauweise mit vorbereiteter Anschlussbewehrung der Wände Errichtung der Wände des Trogs in Ortbetonbauweise samt Vorbereitung der Auflager für die spantenartigen Querträger Montage der Querträger aus vorgespannten STB-Fertigteilen mit vorbereiteter Anschlussbewehrung für die zum Trog geneigten Dachflächen Montage von Halbfertigteilen der Dachflächen jeweils auf der für den Verkehr gesperrten Seite des Portals und anschließend Aufbringung der oberen Bewehrungslage und des konstruktiven Aufbetons zur Herstellung der kraftschlüssigen Verbindung mit den Querträgern Nach Aushärtung des Betons Aufbringung einer Spritzabdichtung auf der fertigen Oberfläche einschließlich gewünschter Farbgebung der Ansichtsflächen Errichtung der Lüftungs- und sonstigen Trennwände in Ortbetonbauweise auf der jeweils für den Verkehr gesperrten Seite des Portals Errichtung der Tragkonstruktion für die "Schildmauern" in Ortbetonbauweise bereits im Schutze der fertig gestellten Vorportal-Konstruktion Die notwendigen elektrotechnischen Einbauten für Beleuchtung, Signalisierung u.dgl. können durch Einlegearbeiten im Fertigteilwerk und Verlegung von Kabelschutzrohren mit Vorspanndraht vor Aufbringung des konstruktiven Aufbetons bei den Dachflächen vor Ort bewerkstelligt werden

WIRTSCHAFTLICHKEIT und UMSETZBARKEIT:
Auf die Angemessenheit der eingesetzten Mittel wird besonderes Augenmerk gelegt, so werden sämtliche Galerien in Beton ausgeführt. Die sogenannten "Schildmauern" sind Monumente aus Beton mit Fertigteilen aus Weißbeton und Abraumgestein (Gneis und Amphibolite), welche in Fertigteilplatten in der Größe von 50x50cm durch einfache Dübelmontage nach genauem Verlegeplan montiert werden. Durch die vorgeschlagene Konstruktion ist die Abwicklung "aus einer Hand" ohne zahlreiche Schnittstellen zu anderen Gewerken innerhalb einer kurzen Bau- und Montagezeit möglich.

Arch. DI Ernst Giselbrecht