Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, ein seit 1615 bestehendes Ordensspital mit zwei Standorten in Graz, soll am innerstädtischen Standort um 140 Betten erweitert und die heterogene, durch mehrere frühere Erweiterungen verschachtelte bauliche Situation verbessert werden. In seinem Entwurf für dieses, angesichts der sehr beengten röumlichen Voraussetzungen, ambitionierte Vorhaben stellt Ernst Giselbrecht einerseits die Schaffung einer klaren organisatorischen Struktur in den Vordergrund, andererseits die qualitative Aufwertung und Integration der Grün- und Freiräume, deren Anteil trotz des zusätzlichen Bauvolumens sogar vergrößert werden kann.

Die Zubauten befinden sich im Wesentlichen an drei Stellen im bestehenden Komplex, der sich von der Marschallgasse hinter der Barmherzigenkirche bis zur Kosakengasse zieht. Im Bereich Marschallgasse, in der sich der Haupteingang befindet, ermöglichen sie im Verbund mit dem Bestand einen Ringschluss um den Haupthof, außerdem werden in der neuen, nordseitig situierten Pflegestation und dem neuen Trakt an der Kosakengasse, der psychiatrische Stationen und ein multiprofessionelles Therapiezentrum beherbergt, weitere Ringe gebildet, die eine einfache Erschließung und kurze Wege im gesamten Komplex ermöglichen. über die neu geschaffenen Verbindungen können die Wege von Patienten und Besuchern, Tagespatienten und Notfällen entflochten und die Orientierung durch direkte Sichtbeziehungen erleichtert werden. Eine wichtige Rolle spielt dabei die großzügige neue Eingangshalle mit dem Portier als zentraler Anlaufstelle, neuen Besucherliften und den, in geraden Blickachsen liegenden Leitstellen der restrukturierten Stationen. Der Eingang selbst prüsentiert sich übersichtlich und zurückhaltend. Zur Linken vermittelt eine verglaste Cafeteria zwischen innen und außen, und zur Rechten befindet sich die neue Rettungsvorfahrt mit einem, von der Fußgänger- und Radfahrerzone getrennten Vorbereich. Die neuen und aufgestockten Gebäudeteile fügen sich dezent in ihr Umfeld, nur die Kapelle im vierten Obergeschoß tritt, als religiöses Herzstück des Ordensspitals, prägnant in Erscheinung. Durch den Abbruch des alten Eingangs kann der Haupthof vergrößert werden und wird, gemeinsam mit den anderen, ebenfalls vergrößerten Höfen zu einem Leitthema des Entwurfs, das auf die kleinteilige bauliche Struktur der Konventsgebäude eingeht und vielfältige grüne Zwischenräume schafft. Diese erlauben die Belichtung aller Bereiche mit Tageslicht; durch die Absenkung eines Teils des Haupthofs kann sogar die nuklearmedizinische Abteilung im Untergeschoß natürlich belichtet werden. Als weitere Freiräume schaffen Terrassen und Dachterrassen an mehreren Stellen Blickbeziehungen in den Stadtraum, um die besonderen Qualitäten der innerstädtischen Lage Patienten, Besuchern und Mitarbeitern zu Gute kommen zu lassen.

DI Martin Grabner